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Letzte Worte

von Karl Vitalij Karamasow
23. November 2016

"Der kann's weit bringen in der Welt, / Der gar nicht fragt, ob er gefällt."
(Gottfried Kinkel, Gedichte, 1843)


Nicht nur in den weltfernen sächsischen Urwäldern haben die Eingeborenen letzthin einen neuen Mut zur Hässlichkeit offenbart, auch sonst schämt sich kaum noch wer. Ob dumm, verwirrt, charakterlos oder größenwahnsinnig, gehässig und unverschämt, vom Regierungschef bis zum Lumpenproletariat, es gibt kaum einen Makel, den die aussterbende weiße Rasse nicht freimütig bekennt: hinausposaunt, an virtuelle Wandzeitungen heftet, zwitschert und in Megaphone brüllt. Nach entbehrungsreichen Jahrzehnten, in denen sich die geistig Schwachen in finsteren Erdlöchern verstecken mussten, weht ihnen jetzt wieder der Tsunami des unbeschwerten Gedankens um die bleichen Nasen. Also, wem das nicht zu Herzen geht, wie die Zurückgebliebenen ihrer Art, einstmals stolze Herrscher der Erde und Geißel der Menschheit, ins letzte Gefecht torkeln ... so schön, so vergeblich.
Und: kann man Romantischeres ersinnen, als das zarte Aufblühen einer jungen Liebe zwischen einem russischen Bären und dem Onkel aus Entenhausen (der mittlerweile den Geldspeicher geerbt hat)? Was die nicht alles in den Flitterwochen mit ihrem Planeten so Erheiterndes anstellen könnten. Und jetzt kommen Sie mir nicht mit grundloser Paranoia. Nur weil irgendwann vor Urzeiten schon mal eine geifernde Witzfigur mit komischer Frisur auf unserem Kontinent herumgetrampelt hat. Der Mann ist schließlich Bauunternehmer, und dafür braucht man Freiflächen (das war schon beim großen Abrissaktivisten Osama ein verdächtiger Zusammenhang).
Das Motto der Zeit ist sowieso weniger Weltherrschaft als vielmehr Rückkehr ins eigene Kleinreich, Gartenzaun drum und fertig. Niemand besucht irgendwen, niemand treibt Handel, telefoniert wird nur noch selten und man lebt allein von selbstangebauten Steckrüben, wie wir in den letzten Kaiserjahren. Da dürfte es selbst Angela - the last man standing - schwerfallen, die Fahne der Freien Welt hochzuhalten, wenn letztere bald an der Stadtgrenze von Berlin endet (zumindest auf dem Luftwege sind wir ja schon ganz gut abgeschirmt).
Apropos: was fällt unseren bajuwarischen Brüdern zur aktuellen Weltlage ein und dem drängendsten Problem unserer Zeit? Der Untergang des Abendlandes durch das Linksbündnis der Berliner Stadtregierung. Realität wird auch oft überbewertet.



Klassiker des Tages

"Was sagt sie uns für Unsinn vor? / Es wird mir gleich der Kopf zerbrechen. / Mich dünkt, ich hör' ein ganzes Chor / Von hunderttausend Narren sprechen."
(Johann Wolfgang von Goethe, Faust I, Hexenküche, 1808)
 
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