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Letzte Worte

von Karl Vitalij Karamasow
23. Oktober 2015

"... das ist ein Mißverständnis, vor dem ich auch hier warnen möchte, daß wir uns nicht einbilden, wir können den Lauf der Zeit dadurch beschleunigen, daß wir unsere Uhren vorstellen."
(Otto von Bismarck im Norddeutschen Reichstage, 16. April 1869)


Aus aktuellem Anlass wird derzeit gern an die schon leicht angegraute Erkenntnis aus dem Munde des unvergleichlichen Münchner Barden erinnert, früher sei auch die Zukunft besser gewesen. Wäre Marty McFly aus den poppig bunten Synthetik-Achtzigern tatsächlich am letzten Mittwoch bei uns angekommen, hätte er wohl nicht nur Hoverboard und Automatikturnschuhe vermisst (so er den Film vorher gesehen hätte ...). An Gründen sich die Augen zu reiben, herrscht kein Mangel.
Nach 70 Jahren Völkerbund (der einst angetreten war, in Zukunft alle Konflikte friedlich beizulegen), kann sich der Vorsitzende zum Geburtstag nur entschuldigen: ohne sie wäre alles vermutlich noch weit schlimmer. Auch das europäische Tee- und Kaffeekränzchen scheint kurz vor dem Aus zu stehen wie eine zerstrittene Großfamilie. So groß wie einst zwischen Mitterand und Kohl war die Liebe wohl doch nicht. Fortan will man doch lieber wieder eine Capulet sein.
Auch die Montague-Raufbolde lungern schon wieder auf den Straßen herum: 20.000 Schwarzhemden in Dresden, anscheinend kurz vor dem Marsch auf Berlin (wenn das für die Auto-Generation bloß nicht so weit wäre ...). Wird vermutlich wieder wie in Mailand am Dach einer Tankstelle enden. Und noch etwas muss gesagt werden über die Ausländerflut. Nicht genug, dass sie unseren deutschen Müll sortieren und unsere deutschen Taxis fahren, jetzt okkupieren sie auch noch die urangestammtesten Gebiete und halten unsere nationalistischen Hetzreden. Da wird sich der Horst noch umschauen, wenn selbst er demnächst durch einen autoaggressiven Migranten ersetzt wird.
Trotz Kant, Marx, Weber und UNO: von sich entfaltender Rationalität in unserer Zukunft keine Spur. Im Gegenteil funktioniert von der Fifa bis zum Zarenreich wieder alles wie ein Schützenverein. Ich nehme ausdrücklich alle nicht im schlechten Sinne männerbündischen, rassistischen, korrupten, antidemokratischen, antiliberalen und frauenfeindlichen Schützenvereine, die selbstverständlich in der Mehrheit sind, davon aus. Ebenso wie das Militär, das aus intrinsischen Gründen (und obwohl es sich, zumindest in Deutschland, immer am meisten bemüht, davon loszukommen) ein Schützenverein (!) sein muss.
Wenn jetzt wenigstens die Autos fliegen könnten!


Klassiker des Tages

"Das Licht der Vernunft ist ein seltsames Licht, / In Köpfen, wo Stroh ist, da brennt's eben nicht."
(Ignaz Franz Castelli, Werke, 1844)
 
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